Bei uns in der Pflege ist das nicht möglich. Oh, doch!

Bei uns in der Pflege ist das nicht möglich. Oh, doch!

Es ist ein offenes Geheimnis, was Menschen bei der Arbeit gesund und leistungsfähig hält, denn die Arbeitsbedingungen wurden bereits 2009 (WHO, 2009, zit in Bending, 2017) als die grössten Einflussfaktoren auf die Gesundheit erkannt. Gerade im Pflegealltag fallen einige ungünstige Arbeitsbedingungen an. So findet sich bspw. der Schichtbetrieb, welcher einen unregelmässigen Schlaf- und Essrhythmus zur Folge hat und sich ungünstig auf die Pflege sozialer Beziehungen auswirkt oder es auch schwierig macht, einem Hobby in der Gruppe (z.B. Verein) nachzugehen. Des Weiteren sind in der Pflege die emotionalen Herausforderungen, die psychosozialen Arbeitsanforderungen sowie auch die physischen Belastungen Bedingungen, welche kaum aus dem Pflegealltag wegzudenken sind und gleichzeitig die Gesundheit beeinträchtigen. Doch müssen die Pflegenden dies hinnehmen? Gibt es keine Möglichkeiten die Gesundheit von Mitarbeitenden im Pflegebereich zu schützen oder zu fördern? Doch, es gibt sie!

Bending (2017) hält neun Handlungsfelder für eine gesunde Pflege fest, die nachfolgend in gekürzter Form dargestellt werden:

  • Selbstverständnis der Pflege: darunter wird verstanden, wie sich die Pflege versteht und präsentiert. Eine Weiterentwicklung zu einem selbstbewussteren und eigenständigen Berufsverständnis kann innerhalb des Betriebes durch Weiterbildung unterstützt werden.
  • Sichere und gesunde Umgebung: Die Richtlinien des Arbeitsschutzes einhalten, Unter- und Überforderung von Mitarbeitenden vermeiden, Zeitdruck reduzieren, Arbeitsorganisation optimieren.
  • Bewegung (Ergonomie): Rückenschonendes Arbeiten ermöglichen (entsprechende Hilfsmittel und Weiterbildungen), Abwechslung zwischen stehenden, sitzenden und belastenden Tätigkeiten.
  • Pausen und Erholung: Dienstplangestaltung mit Einbezug der Mitarbeitenden erstellen, auf altersausgewogene Teams achten.
  • Existentielle Fragen des Pflegens: regelmässiger, fachlicher Austausch ermöglichen durch Supervisions- und Coachingangebote, Weiterbildung zu Konfliktmanagement und zum Aufbau eines gesunden Selbstbewusstseins.
  • Kommunikation: regelmässiger und zeitnaher Austausch von Informationen, Feedback und Zielvereinbarung, Aufnehmen von Verbesserungsideen, Konzept zur Einführung neuer Mitarbeitenden, Gesundheits- und Qualitätszirkel, gute Dokumentationsstruktur
  • Qualifizierung: Weiterbildungsmöglichkeiten für Führungskräfte und Mitarbeitende
  • Life-Domain-Balance: verlässliche Dienstpläne, Platz für unerwartete Ereignisse schaffen bzw. offenhalten.
  • Selbstmanagement: Konflikt-, Zeit-, und Selbstmanagement, Zeit für Teambesprechungen, Förderung der kollegialen Unterstützung.

Bei dieser Aufzählung fällt auf, wie viele Führungsthemen (Kommunikation, Information, Vorbild, Beobachten und Reagieren, Abgleich von Fähigkeiten und Aufgaben, Organisation, Partizipation, Handlungsspielraum…) darin aufgeführt werden und somit wie zentral das Verhalten von Führungskräften ist. Es ist eine Tatsache, dass Führungskräfte einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden haben und dies nicht nur im Pflegebereich. Doch nun zum Vorgehen. Die hier aufgeführten Themen enthalten noch keine konkreten Handlungsempfehlungen, denn die sehen für jeden Betrieb anders aus. Es ist wesentlich, dass die Massnahmen spezifisch, individuell und partizipativ mit den Mitarbeitenden erarbeitet werden. Das Vorgehen kann nach dem Prinzip vom Deming Cycle  PDCA (plan, do, check, act) erfolgen.

Vor der Planung der Massnahmen ist eine Bedarfs- und Bedürfnisanalyse mit Einbezug von Mitarbeitenden aus allen Hierarchiestufen und mit unterschiedlichen Ausbildungsniveaus absolut notwendig. Die Mitarbeitenden sind somit nicht nur einbezogen, sondern sie fühlen sich wahrgenommen und mitwirkend, was eine breite Akzeptanz der Massnahmen unterstützt und somit wesentlich zum Gelingen beiträgt.

Etwas ist mir noch wichtig: Egal wo Sie mit der betrieblichen Gesundheitsförderung beginnen, Hauptsache, Sie nehmen sich diesem Thema an und beginnen etwas zu bewegen, denn Möglichkeiten gibt es genug.

Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie diese Zeilen lesen? Sind Sie skeptisch oder gerade voller Tatendrang? Welche Massnahmen haben Sie bereits ergriffen oder welche Herausforderungen stehen bei Ihnen gerade an? Sehr gerne komme ich mit Ihnen ins Gespräch! Schreiben Sie mir eine Nachricht oder rufen Sie mich an. Ich freue mich auf Sie!

 

 

 

Literatur

Bending, H. (2017). Gesundheit für Pflegekräfte im Berufsalltag. Dresden: Zukunft der Arbeit GmbH. Verfügbar unter dem Link  [23.05.2018].

 

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